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Der alte Mann und das Meer - Hemingway

Aktualisiert: 23. Sept. 2021

Émile Stößer


Es gibt viele Dinge, die der Mensch nicht beeinflussen kann, die er nicht bestimmen kann, wie zum Beispiel die unglaubliche Macht der Natur.

Was gibt es Größeres und Schöneres, aber doch so Unberechenbares und Brutales

wie das Meer? Eigentlich nichts...

Aber trotzdem hat das Meer eine sehr beruhigende und friedliche Seite – wie das Fischen.

Viele würden es als „langweilig“ bezeichnen, aber es gibt nichts, was einen mehr beruhigen kann, wie die Geduld aufbringen zu müssen, mit eigenen Händen seinen

Lebensunterhalt zu fangen.

Ich selbst wurde schon im vierten Lebensjahr von dieser Mischung aus Ehrgeiz,

Geduld und Schönheit der Natur gepackt.

Natürlich kann man das Sportfischen in kleinen Flüssen im ersten Moment nicht

mit der Gewalt und der Stimmung, die mitten auf dem Meer herrschen, vergleichen.

Aber Sie würden sich wundern, wie viele Gemeinsamkeiten diese zwei verschiedenen Welten haben. Der direkte Kontakt zur Natur, das Geräusch des Wassers, die Vögel,

die man schon von weitem hört.

Von einem Augenblick zum anderen getrennt von der "normalen" Welt, getrennt

von allen Problemen die Möglichkeit haben, sich auf eine einzige Sache zu fokussieren und den Rest ausschalten zu können.

Der alte Mann und das Meer ist eine Novelle von Ernest Hemingway, die er 1951 auf Kuba verfasste. Eine sehr herzberührende Geschichte, die zum großen Teil auf offener

See spielt.

Die Hauptfigur, der arme, alte Fischer Santiago, der eine schwierige Pechsträhne durchlebt, kehrt seit 84 Tagen erfolglos und mit leeren Händen in seine kleine Hafenstadt zurück. Eine starke Freundschaft verbindet ihn mit einem Jungen namens Manolin,

treu an seiner Seite, hilft er ihm Tag für Tag.

Das Pech Santiagos führt jedoch dazu, dass die Eltern des Jungen ihm den Kontakt untersagen und ihn lieber mit erfolgreichen Fischern hinausschicken.

Am 85. Tag beschließt der alte Santiago, alleine weit hinaus in den Golf zu segeln,

um seine Pechsträhne zu beenden. Dem Leser wird schnell bewusst, wie beruhigend

so ein Aufbruch auf das friedliche Meer hinaus sein kann, jedoch wird man rasant

in das bevorstehende Abenteuer gerissen.

Überraschend früh beißt ein gigantischer Fisch an Santiagos Leine an,

dem Fischer stehen nun schwierige und schmerzvolle zwei Tage und Nächte bevor.

Auch die emotionale Verbundenheit zwischen Santiago und dem riesigen Marlin (Schwertfisch) könnte einen überraschen.

Dem alten Fischer wird schnell klar, dass dies der Fang seines Lebens ist, und obwohl

es ihm schließlich gelingt, mit Mühe und Qual den Fisch zu fangen, kann sich der Leser auf ein noch größeres Abenteuer vorbereiten.

Die Größe und die Gewalt des Meeres auf der einen und diese Seelenruhe auf der anderen Seite könnten eigentlich nicht unterschiedlicher sein. Zwei völlig gegensätzliche Dinge, aber gerade deshalb ist das Angeln oder Fischen so etwas Wunderschönes und Befriedigendes.

Und genau dies wurde mir beim Lesen der Erzählung von Ernest Hemingway noch sehr

viel bewusster, als es vorher schon war.

Jetzt verstehe ich die wahre Begeisterung des Fischens. Natürlich kann man dies auf viele Dinge des Lebens beziehen, zum Beispiel, kleine Momente zu genießen, im Jetzt zu leben und sich auch einmal Zeit zu nehmen, sich eine Sache nach der nächsten vorzunehmen...

Jeder kann daraus seine eigenen Schlüsse ziehen.



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